Sehr verehrte Gräfin von Looz-Corswarem, vor geraumer Zeit habe ich das Buch „Land und Lecker“ rezensiert und möchte Ihnen heute, stellvertretend für alle Landfrauen in diesem Buch, einige Fragen dazu stellen.
Helga König: Welche Erfahrungen haben Sie mit den anderen Landfrauen, die im Buch zu Wort kommen, machen können?
Irmgard Gräfin von Looz-Corswarem: Meine Erfahrungen waren durchweg positiv. Mit den Damen stand ich in einem interessanten Dialog im Hinblick auf unsere Arbeit, unsere Einstellung zu Methoden der Kindererziehung und natürlich zu unseren ehrenamtlichen Tätigkeiten.
Helga König: Sind Sie erst durch die Ehe mit Ihrem Gatten landwirtschaftlich tätig geworden?
Irmgard Gräfin von Looz-Corswarem: Nein, ich bin die Tochter eines Landwirts, habe eine Hauswirtschaftsschule besucht und die Meisterprüfung dort abgelegt, um mir so den theoretischen Hintergrund zum praktischen Tun, das mir zuvor schon nicht fremd war, anzueignen.
Helga König: Sie betreiben mit Ihrem Gatten und 7 Mitarbeitern einen Hofladen. Können Sie uns darüber berichten?
Irmgard Gräfin von Looz-Corswarem: Mein Mann und ich backen freitags das Brot, die Brötchen und den Kuchen für den Hofladen gemeinsam. Während der Woche bewältige ich dies ohne seine Hilfe. Für den Verkauf und die Reinigung haben wir tüchtige Mitarbeiter, diese verkaufen unsere Gänse und Enten, auch Kartoffeln, Eier, Hühner und Schweine und natürlich das von meinem Mann erlegte Wild. Unsere Kunden kommen nicht nur aus den benachbarten Dörfern und aus Münster, sondern sogar aus dem Ruhrgebiet.
Helga König: Können Sie uns in einigen Worten über die Geschichte des Herrengutes Ihrer Familie etwas erzählen?
Irmgard Gräfin von Looz–Corswarem: Wir sind belgisch-französischer Herkunft. Unser Stammbaum reicht zurück bis ins 5. Jahrhundert. Unser Anwesen im Münster ist seit circa 150 Jahren im Besitz der Familie.
Helga König: Können Sie sich vorstellen, dass eines Ihrer Kinder das Gut später übernehmen wird?
Irmgard Gräfin von Looz- Corswarem: Ja, meine Kinder 15 Jahre und 17 Jahre alt, beide haben Interesse an dem Gut.
Helga König: Wie sieht Ihr Kontakt als adelige Landfrau zu nichtadeligen Landfrauen in Ihrem Umfeld in Münster aus?
Irmgard Gräfin von Looz-Corswarem: Ich habe generell viel Kontakt zu nichtadeligen Landfrauen.
Helga König: Sie kochen gerne und wie man den Rezepten im Buch entnehmen kann sehr delikat. Wird die Wildschweinkeule, die in einem der Rezepte vorkommt, normalerweise von Ihrem Gatten auf der Jagd erlegt und falls ja, lassen Sie sich immer wieder neue Wildrezepte mit mediterranem Touch einfallen?
Irmgard Gräfin von Looz-Corswarem: Mein Mann ist Jäger. Das Wild, das er erlegt, verkaufen wir zumeist im Hofladen. Alles, was wir dort nicht verkaufen, essen wir selbst. Das Rezept stammt von meiner Schwiegermutter. Mit Pinienkernen und Brokkoli habe ich es zubereitet, um eine sommerlich Alternative zu Rotkraut zu bieten. Es ging dabei nicht speziell um einen mediterranen Touch. Er hat sich eher rein zufällig ergeben.
Helga König: Unabhängig davon, dass Sie auf Ihrem Hof Gänse züchten, interessiert mich, welchen Stellenwert die Gans für Sie als traditionelles Weihnachtsmahl hat?
Irmgard Gräfin von Looz-Corswarem: Um ehrlich zu sein, keinen. Zu Weihnachten bereite ich das Traditionsgericht meines Mannes „Zungenragout in Paste" zu. Eine Gans gibt es erst an Silvester und zwar deshalb, weil wir vor Weihnachten immerfort mit Gänsen aus Verkaufsgründen zu tun haben und deshalb zunächst einmal Abstand benötigen.
Helga König: Sehr gut gefällt mir Ihr Rezept „Wildhack-Strudel mit Pilzsauce“. Ernten Sie auf Ihrem Anwesen die Pilze selbst oder greifen Sie auf Produkte des Wochenmarktes zurück?
Irmgard Gräfin von Looz-Corswarem: Dieses Gericht stammt von meiner Mutter. Sie hat es früher mit Schweinehack und Champignons zubereitet. Ich habe es später modifiziert. Pilze kaufe ich auf dem Großmarkt.
Helga König: Welchen Stellenwert hat für Sie ein Gemüsegarten?
Irmgard Gräfin von Looz-Corswarem: Als meine Kinder klein waren, besaß ich einen Gemüsegarten. Heute finde ich aufgrund des Hofladens hierzu leider nicht mehr die Zeit und beziehe Obst und Gemüse von benachbarten Landwirten oder vom Großhandel.
Liebe Frau von Looz-Corswarem ich danke Ihnen für das erhellende Interview.
Ihre Helga König
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