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Helga König im Gespräch mit der Kinderbuchverlegerin Simone Härter

Sehr geehrte Frau Härter, dieser Tage habe ich das in Ihrem Verlag erschienene Kinderbuch "Rumpelstilzchens Glück" rezensiert. Zu Ihrem Verlag und zu dem Buch möchte ich Ihnen einige Fragen stellen.

Helga König: Wie man Ihrer Vita entnehmen kann, haben Sie BWL studiert, bevor Sie 2006 Ihren Kinderbuchverlag gegründet haben. Geschichten zu schreiben ist eine Sache, einen Verlag zu gründen, eine andere. Hatten Sie die Rückendeckung Ihrer Familie für diesen mutigen Schritt?

Simon Härter: Ich hatte das Glück, dass mein Mann von meiner Idee überzeugt war und mich auch ermutigt hat, einen Verlag zu gründen. Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätte ich  die Gründung dennoch durchgezogen, aber so war die Sache natürlich einfacher.:-))


Was mich mehr beschäftigte, war das allgemeine angestaubte Denken in den Buchhandlungen, ein Buch sei nur etwas wert, wenn es über einen Fremdverlag publiziert wird. Selbstverleger hatten es schwer in der Vergangenheit. Doch das Bild hat sich in letzter Zeit positiv verändert.


Helga König: Wo haben Sie die Künstler kennengelernt, die an Ihren Buchprojekten mitarbeiten?


Simone Härter: Das war ganz unterschiedlich. Als ich für meine ersten Geschichten Probeleser suchte, habe ich damals über eine Bekannte erfahren, dass die Illustratorin des populären „Siedler von Catan“-Spiels praktisch um die Ecke wohnt. Ich habe mit ihr sofort Kontakt aufgenommen und wir haben uns auf Anhieb verstanden.

Einmal hatte ich das Vergnügen, Asita Djavadi bei einem Soloabend auf der Bühne zu erleben und als ich sie ein paar Wochen später zufällig in einer Buchhandlung traf, fragte ich sie spontan, ob sie nicht Lust hätte, mal an einem Projekt mitzuarbeiten. Über sie ist dann auch der Kontakt zu Jan Röck entstanden und die beiden hatten sich der Musik von „Jule Rapunzel“ und „Rumpelstilzchens Glück“ angenommen.

Darüber sind Kontakte in Tonstudios, auf Festen oder anderen Veranstaltungen entstanden. Man kommt mit den Leuten ins Gespräch und erfährt im näheren Austausch, was sie so interessantes machen. Auf diese Weise wachsen auch die Kontakte.

Helga König: Wie entwickelte sich die Idee in Ihrem Verlag Kindermusicals zu publizieren?

Simone Härter: Meine größere Tochter war im Kindergartenalter, als sie ein erstes Musicalbuch in die Händchen bekam. Sie war fasziniert, im Buch zu blättern und sich gleichzeitig die Geschichte und die Musik anzuhören. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis.

Meine Schwägerin Ulrike Härter ist ausgebildete Gesangspädagogin und unterrichtet unter anderem in Kinderstimmbildung. Sie hatte die Musik zum ersten Musicalbuch „Gestatten, Froschkönig!“ komponiert und zusammen mit ihrem Musikerkollegen Ruwen Goyens eingesungen.

Helga König:  Was bedeuten für Sie alten Märchen und was treibt Sie an diese umzugestalten?

Simone Härter: Märchen fesseln mich seit meiner frühesten Kindheit. Ich finde es schön, alte Figuren und Elemente aufzugreifen und sie in eine zeitgemäße Version zu packen. Warum darf Rapunzel nicht einfach mal aufmüpfig sein und Rumpelstilzchen sein Herz entdecken?

Helga König: Lassen Sie Kinder die Geschichten beurteilen, bevor Sie diese in den Druck geben?

Simone Härter: Ja, unbedingt! Meine größten Kritiker hab ich jeden Tag um mich herum. Bevor meine zwei Töchter die Geschichte nicht absegnen, verlässt sie nicht das Haus. Das ist immer die erste Feuerprobe. Wenn das Manuskript dann der Kritik meiner Lektorin, mit der ich seit ein paar Jahren frei zusammenarbeite, standhält, lese ich die Geschichte Kindern zwischen 4 und 12 Jahren vor, um zu testen, wie sie ankommt. Zu dem Zeitpunkt sind normal auch schon erste Entwürfe / Illustrationen zu sehen.

Helga König: Der Giftzwerg „Rumpelstilzchen“ verändert sein Verhalten, nachdem er durch Süßigkeiten, vor allem aber durch die Zuwendung einer lieben Großmutter Streicheleinheiten erhält. Glauben Sie, dass es „Rumpelstilzchen“ generell an Zuwendung mangelt und dieser Mangel das giftige Wesen zum Ergebnis hat?

Simone Härter: In meiner Version auf jeden Fall. Rumpelstilzchen ist von seinem Innersten so weit entfernt, dass es sich selbst nicht mehr (sein Herz) spüren kann. Kein Wesen ist nur böse oder nur gut. In jedem steckt von beidem etwas. Entscheidend ist, welche Seiten man freilegt und auslebt.


Helga König: Wie weit steigen Sie jeweils in die Psychologie Ihrer Figuren ein? Möchten Sie den kleinen Lesern subtil Botschaften vermitteln, wie man mit seinen Mitmenschen umgeht?

Simone Härter: Ich halte nichts vom pädagogischen Zeigefinger. Natürlich sind die Figuren durch die Beschreibungen und durch die Bilder geprägt und ein gewisser Einfluss lässt sich nicht vermeiden. Dennoch höre ich im Gespräch mit Kindern und Erwachsenen, z.B. bei Lesungen, immer wieder ganz unterschiedliche Botschaften und Empfindungen heraus.

Es darf und soll jedem selbst überlassen sein, wie er/sie die Geschichte interpretiert und was er/sie für sich daraus mitnimmt. Wichtig ist für mich, dass die Geschichte, die Bilder und die Musik berühren und die Fantasie beflügeln.

Helga König: Wie schaut die Teamarbeit mit Song-Textern, der Komponistin, den Sprechern, und der Illustratorin aus, nachdem der Text erst einmal steht?

Simone Härter: Das ist ein sehr wechselhafter Prozess. Die Künstler haben alle freie Hand, damit sie sich wirklich voll und ganz entfalten können. Sind erste Illustrationen und Melodien und Texte geboren, tauschen wir uns aus und stimmen Feinheiten aufeinander ab. Bei Rumpelstilzchen sind so zum Beispiel die drei Mäuschen entstanden.

Asita Djavadi und Jan Röck hatten die Idee, einen Mäusechor in die Musik mit einzubringen und Tanja Donner setzte dies bildlich in den Illustrationen um.In der Bühnenfassung für Musicalaufführungen bekommen die Mäuse Sprecherrollen.

Die Sprachaufnahme haben wir ganz zuletzt gemacht, wenn die Musik zumindest in Grobfassung im Tonstudio bereits steht.

Die Sprecherin konnte so regelrecht aus ihrem Erzählen heraus auf die einzelnen Lieder zuarbeiten. Man hört es auch deutlich auf der Audio-CD, dass es aus einem Guss ist.

Helga König: Können Sie sich vorstellen, dass Ihre Musicals in Grundschulen seitens der Schüler aufgeführt werden? Haben Sie Kontakte zu Musiklehrern an Schulen?


Simone Härter: Die Musicals werden bereits in vielen Musikschulen, Grundschulen, von Kinderchören und auch in Kindergärten in Deutschland, Österreich, in der Schweiz und Luxemburg aufgeführt. Zu den MusiklehrerInnen und SpielleiterInnen habe ich überwiegend persönlichen Kontakt. Wir verkaufen nicht nur die Lizenzen, sondern bieten auch einen gewissen Service an.

Fehlt es zum Beispiel an Ideen für das Bühnenbild oder reichen die Nebenrollen in einem Stück nicht aus, lassen wir niemanden im Regen stehen. Dann wird geholfen und unterstützt, Dialoge in der Textfassung gekürzt, ein zwei oder kleine Nebenrollen dazugeschrieben und so weiter.

Viele empfehlen die Kindermusicals an Kollegen weiter und diese Mundpropaganda weiß ich sehr zu schätzen.


Helga König: Können Sie sich vorstellen mit Ihrem Team gemeinsam Kindermusicals für das Fernsehen zu produzieren?


Simone Härter: Vorstellen kann ich mir das sehr gut. An der Besetzung würde es nicht fehlen. Ich kenne genügend Schauspieler, die im Theater zu Hause sind und sich hervorragend für die Stücke eignen würden.

Und wer weiß… ab und an greife ich gerne nach den Sternen. Vielleicht erhalten wir eines Tages die Chance, von einem Produzenten entdeckt zu werden.

Liebe Frau Härter, ich danke herzlich für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

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1 Kommentar:

  1. Hallo,
    unsere Kinder und Patenkinder haben alle Werke aus dem Härter-Verlag regelrecht verschlungen, hören und lesen sie immer wieder. Es sind in der Tat Geschichten, die berühren, beflügeln, träumen und diskutieren.
    Wir, die großen und kleinen Leserinnen und Leser gratlieren Simone Härter zu ihrem wunderbaren Kinderbuch-Verlag und warten schon gespannt auf Neues.

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