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Helga König im Gespräch mit Christine Becker

Sehr geehrte Frau Becker, dieser Tage habe ich Ihre Monographie „Helleborus“ rezensiert. Das Buch ist für den Gartenbuchpreis (Schloss Dennenlohe) eingereicht und ich bin jetzt schon überzeugt, dass Sie diesen Preis gewinnen werden, denn die Monographie ist nicht nur eine Augenweide, sondern sie liefert auch unzählige Informationen über „Helleborus“.

Zu Ihrem Buch möchte ich Ihnen einige Fragen stellen.

Helga König: Sie haben in Leipzig Fotografie studiert und befassen sich mit „Helleborus“ seit 15 Jahren. Was war der Auslöser für das Interesse und wann haben Sie begonnen, die Pflanzen unter künstlerischen Gesichtspunkten zu fotografieren?

Christine Becker: Der Auslöser war ein Zufall wie im Buch beschrieben. Das Wetter und Klima sind in Nordwestmecklenburg rau und anders - kein Weinbauklima, wenig Schutz vor kalten Ostwinden, die Ostsee ist nach strengen Wintern viel länger kalt und gibt die Kälte an das anliegende Land ab (A.d.A.: im Gegensatz z.B. zur Nordsee) und in den Frühsommern gibt es oft große Trockenheit und Hitze. Es gibt nicht viele Pflanzen, die diesen Bedingungen ohne größeren Aufwand standhalten.

Helleborus gehört zu den diesbezüglich "harten" Pflanzen für diese Gegend - ohne Aufwand! Ich begann die Pflanze zu bewundern, zu verehren und zu lieben.

Ein weiterer Grund: es gab kaum Lektüre über diese Pflanze. Ich mußte es selbst machen.


Um etwas abzubilden, muß man sich einlassen, es verehren und lieben, ob Mensch, Tier oder Pflanze. Insofern war es mir ein Bedürfnis, die Bilder dieser Pflanze für dieses Buch unter entsprechenden Aspekten zu verwirklichen.

Helga König: Im Buch nennen Sie Künstler, die sich schon früh mit Christrosen befasst haben. Welche Darstellungen haben Ihnen besonders gefallen und haben diese Darstellungen Sie zu eigenem künstlerischen Tun angeregt?

Christine Becker: Mich faszinieren die Kupferstiche, insbesondere die von E. Blackwell, aber auch von G. Regnault. Oft waren es die Frauen, die diese wunderbaren Abbildungen schafften als Zuarbeit für ihre Männer, welche die Pflanzen erforschten und beschrieben. Mittlerweile liegt hier eine umfangreiche Kollektion dieser Abbildungen vor. Sie sind schwer zugänglich, weil weltweit verstreut in Archiven, botanischen Sammlungen und Antiquariaten.

Ein besonderer Reiz ist es natürlich - für mich als Fotografin und Liebhaberin dieser Pflanze, die Feinheiten in den Darstellungen und zudem deren Einfachheit der naturnahen Darstellung als Anregung wahrzunehmen und auch zu verarbeiten.

Helga König: Haben Sie die Chance gehabt, in alten Büchern einen Eindruck von der fokussierten Pflanze zu erhalten oder sind die Abbildungen( z. B. S. 42-43) im Buch Bilder aus neueren Katalogen und Büchern zu dem Thema „Helleborus“?

Christine Becker: Glücklicherweise liegen mir die Originalbücher, beispielsweise von Victor Felix Schiffner vor, so daß für dieses Buch darauf zurück gegriffen werden konnte. Auch viele andere uralte Manuskripte und Bücher gehören zu meiner Sammlung. Es ist der beste Weg, sich an die Originale zu halten, so lange sie zugänglich sind. Die Abbildungen von Schiffner sind hier erstmals in ihrer Vollständigkeit und in angemessener Größe gedruckt.

Helga König: Wie werten Sie die medizinische Bedeutung der Pflanze nach allem, was Sie darüber gelesen haben?

Christine Becker: Über die medizinische Bedeutung kann ich mich nur im Rahmen meines Buches äußern. Eine Bewertung kann ich dafür nicht geben. Die wissenschaftliche Forschung bietet ein endloses Feld und täglich gibt es neue Ergebnisse. Es bleibt zu hoffen, daß diese dem Menschen nützlich sein werden. Die Historie zeigt zumeist Experimente mit hoher Ambivalenz und verschiedensten Auswirkungen in negative sowie positive Richtungen.

Wie stets mit Paracelsus: Die Dosis macht das Gift.

Helga König: „Helleborus“ hat viele Synonyme. Welches Synonym verwenden Sie am liebsten und weshalb schätzen Sie diesen Begriff?

Christine Becker: Das ist richtig. All die Synonyme aufzuzählen würde Seiten füllen und Verwechslungen forcieren. Ich halte mich an das Wort Helleborus, da ich diese Pflanze unter diesem Namen kennenlernte. Ein anderer eindeutiger Name ist bisher nicht gefunden, solange der eine von Feuerkraut und der andere von Eisblume spricht.
 

Helga König: Mir hat die Beschreibung der vielen Arten gefallen. Welche dieser Arten wachsen bei Ihnen im Garten?

Christine Becker: ... die vielen Helleborus x hybridus natürlich. Von den Wildarten gibt es z.T. Gartensorten oder Nachzuchten aus Saaten vom Naturstandort. Hier wachsen H.thibetanus, H. odorus, H.cyclophyllus, H.foetidus, H.argutifolius, H. atrorubens, H.multifidus, H.occidentalis, H. dumetorum, H.abruzzicus, H.purpurascens, H.torquatus, H. liguricus, H.croaticus.... und von der "Christrose" wächst hier H.ericsmthii, eine Zucht, die hier am Ort gut gedeiht und teilweise sogar zu Weihnachten blüht.

Helga König: Nach welchen Kriterien haben sie die einzelnen Blüten abgelichtet?

Christine Becker: Für mich ist eine Blüte eine "Persönlichkeit mit einem individuellen Anspruch". Ein Bild ist zweidimensional im Gegensatz zu unserer dreidemensionalen Realität. Es ist also eine Gratwanderung, das beste Licht für Farbe, Form, Größe und Raum zu finden, das uns die Pflanze möglichst natürlich und plastisch erscheinen läßt. Mein vordergründiger Anspruch war, die Farbe exakt zu zeigen sowie auch die Formen der Blüten in ihrer Plastizität und Vielfalt. Besondere Kriterien waren, von der einfachen Blüte bis zur gefüllten Rarität eine Auswahl vorzustellen. Für alle hier vorhandenen Farben und Varianten reichte die Seitenzahl dieses Buches bedauerlicherweise nicht aus.... und die Entscheidungen für dieses oder jenes Foto waren nicht leicht.

Helga König: Hat jede der Pflanzen ein besonderes Geheimnis, sagt eine schwarze gefüllte Hybride etwas anderes aus, wie eine laubfroschgrüne?

Christine Becker: Manchmal schon... ich denke jedoch, jeder Liebhaber wird "seine" Blüte mit seinem eigenen Geheimnis verbinden. Eine schwarzrot gefüllte Blüte kann an einen vollmundigen Portwein erinnern oder ein dunkles Samtcape. Einige andere helle Blüten erinnern an zarte historische Rosen, an die vielleicht auch gedacht wurde, als dieser Pflanze der Name "Christrose" verliehen wurde.

 Ich werde oft gefragt nach meinen Lieblingsfarben - meine Lieblinge sind grüne Blüten in allen Formen und Varianten, die die Natur kreiert. An ihnen kann ich mich kaum satt sehen.

Helga König: Werden Sie, unabhängig vom Buch, in Wismar eine Ausstellung mit den Bildern realisieren?

Christine Becker:Das ist eine gute Frage und eine gute Idee! Danke! Es wäre denkbar, ich sollte ein solches Projekt planen. Aber bitte nicht ohne mein Buch!


Helga König: An welche Klientel haben Sie gedacht als Sie das Buch auf den Weg gebracht haben?

Christine Becker: Eigentlich war der Ansatz, eine Sammlung der zugänglichen Informationen über Helleborus zusammen zu tragen. Desweiteren war es mein Wunsch, daß die historischen Abbildungen gedruckt werden und somit auch für die Zukunft erhalten bleiben.

Die beste Form ist und bleibt nach wie vor das Buch, das man lesen und durchblättern kann und in welchem man das Papier, den Druck fühlen kann, wann und wo man möchte - unter dem Sonnenschirm oder an einem Weihnachtsabend. Dieses vertraute, behagliche Lese-Gefühl ist nicht ersetzbar durch andere Medien. Als Konsens: ich schrieb das Buch für mich und das besondere Klientel der Buch-Liebhaber, für Sammler und nicht zu vergessen - für die vielen Liebhaber dieser Pflanze, die ihre Ungeduld auf neue Blüten im nächsten Frühjahr über den langen Winter aushalten müssen - möge ihnen das Buch dabei behilflich sein.
Wer sich einmal in diese Pflanze verliebt hat....

Liebe Frau Becker, ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König 

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