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Helga König in Gespräch mit Joachim Heger

Sehr geehrter Herr Heger, vor einigen Tagen habe ich einen Ihrer Weine  auf meiner Plattform vorgestellt und möchte Ihnen heute einige Fragen zu Ihrem Weingut und Ihren Weinen stellen.

Helga König:  Ihr Weingut wird als das beste Weingut Badens bezeichnet. Können Sie zu der Geschichte Ihres Weingutes kurz etwas berichten?

Joachim_Heger__Foto_von__Roland_Krieg 
Joachim Heger: Mein Großvater hat das Weingut 1935 gegründet. Er war Landarzt in Ihringen und hatte Weinbau zunächst mehr als Hobby betrieben. Zum Glück erkannte er früh das Potential des Ihringer Winklerbergs sowie des Achkarrer Schlossbergs. Diese Erkenntnis bedeutet für uns heute, dass wir noch sehr alte Rebanlagen aus den Jahren 1951, 1954 usw. im Bestand haben. Das Rebalter ist ein wichtiger Einflussfaktor für die Erzeugung hervorragender Weine. Und ohne diesen Grundstock wäre unser Erfolg heute kaum möglich. Mein Vater Wolfgang, genannt Mimus, hat das Weingut mit viel Einsatz, Leidenschaft und der Liebe zu trockenen, gehaltvollen Weinen mit an die Spitze der deutschen Weinbaubetriebe geführt.


Helga König: Wodurch zeichnen sich Ihre Spitzenlagen aus?

Joachim Heger: Unsere Spitzenlagen sind intensiv geprägt durch das vulkanische Verwitterungsgestein sowie das am Südrand des Kaiserstuhls herrschende Klima. Dazu kommen die steilen Terrassen, die  für eine herausragende Traubenreifemitverantwortlich sind.


Helga König: Welche Rebsorten bauen Sie an?

Joachim Heger: In erster Linie sind es Sorten der Burgunderfamilie, aber natürlich haben wir auch viel Freude an „althergebrachten Exoten“ wie Scheurebe, Gewürztraminer und Muskateller. Übrigens wurde die älteste Muskatellerreben hier in Baden im Jahr 1951 gepflanzt. Darüber hinaus bauen wir Riesling und Silvaner an, der speziell hier in Ihringen auch eine lange Tradition genießt.


Helga König: Wie wichtig ist nach Ihrer Meinung das Terroir für die Qualität eines sehr guten Weines?

Joachim Heger:  Äußerst wichtig. Das Terroir ist unabdingbarer Bestandteil eines sehr guten Weines, denn nur die vorherrschenden Gegebenheiten in Bezug auf Klima und Boden prägen den Wein so nachhaltig, dass sie ihm eine unverwechselbare Struktur und Art verleihen.


Helga König: Worin unterscheidet sich ein Riesling von Ihnen von dem eines exzellenten Weingutes an der Mosel?

Joachim Heger: Die beiden Haupteinflüsse Boden und Klima sind natürlich in Südbaden ganz anders als in den nördlicheren Weinbaugebieten. Aus diesem Grund unterscheiden sich auch die Weinstile. Moderate, fein eingebundene Säuren und die mineralische Ausprägung durch den kargen Vulkanverwitterungsboden stehen dem Wein ausgezeichnet. Den Beweis, dass auch im Süden äußerst elegante und verführerische Rieslinge entstehen können, erbringen jedes Jahr aufs Neue unsere Großen Gewächse von den Einzellagen Winklerberg und Schlossberg.

Helga König:  Können Sie etwas über Ihren „2007er Achkarrer Schloßberg Burgunder“ berichten?

Joachim Heger: Der Jahrgang 2007 war allgemein für Spätburgunder ein hervorragendes Jahr. Trocken und nicht übermäßig heiß im Sommer mit anschließendem goldenen Herbst - so konnte mit komplett gesundem Lesematerial die Maischestandzeit optimal ausgenutzt werden. Der Wein erhielt ein seidiges, schmeichelndes Tanninkleid, was mit der anschließenden Lagerzeit im Barrique perfekt abgerundet werden konnte. Ein kräftiger, dabei äußerst eleganter und lang anhaltender Begleiter für die anspruchsvolle Küche mit Fleischgerichten.

Helga König:  Zu welchen Speisen passt Ihr „2007er Gewürztraminer Spätlese“ trocken?

Joachim Heger: Gewüztraminer ist natürlich durch seine intensive aromatische Charakteristik anspruchsvoll, was Speisen anbelangt. Zum einen ist er als Aperitif sehr beliebt, ist aber auch ein ausgezeichneter Begleiter von Gerichten mit Gänseleber oder natürlich von asiatischer Küche mit Komponenten wie Ingwer und Zitronengras. Passt aber auch zu würzigen Käsesorten.

Helga König: Worin unterscheidet sich Ihr „2009er Chardonnay Spätlese trocken“ von guten Chablis aus Frankreich?

Joachim Heger: Der größte Unterschied liegt beim 2009er wahrscheinlich in unserem Verzicht auf den sogenannten biologischen Säureabbau, der die Weine im Allgemeinen sehr buttrig, teilweise geradezu fett werden lässt. Wir versuchen auch in den Barrique vergorenen Weißweinen immer die durch den Boden verliehene Eleganz und die damit einhergehende Trinkfreude zu bewahren. Bei der Auswahl der Fässer greifen wir auf französische Fassbauer und französische Hölzer zurück, und auch die Lagerzeit auf der Feinhefe ist eher als Parallele zu betrachten.

Helga König: Ihr „2007 er Winkelberg Spätburgunder Großes Gewächs“ verfügt über eine Aromenvielfalt, die es eigentlich verbietet, einen solchen Wein zu einem Essen zu trinken. Empfehlen Sie Weine wie jenen ohne Speisen zu genießen, um sich wirklich auf die einzelnen Geschmacksnoten konzentrieren zu können?

Joachim Heger: Das erste Glas genießt man ja erfahrungsgemäß entweder bereits beim Kochen oder im Restaurant, bevor die Speise aufgetragen wird, also „solo“. Hier kann man sich an den vielfältigen Komponenten des Weines freuen. Aber die wirkliche Bestimmung auch und gerade für diese Art Wein ist doch die Kombination mit hervorragenden Speisen. Mit einem Chateaubriand oder einer intensiv aromatischen Reduktion als Soße ergeben sich zusätzliche Geschmackserlebnisse, die gerade den Genuss perfektionieren. Nicht umsonst heißt es ja: Essen und Trinken halten Leib und Seele zusammenhalten.


Helga König: Sie bieten in Ihrem Programm auch eine Scheurebe an. Mich macht der Cassis-Geschmack bei Scheurebeweinen immer etwas ratlos. Zu welchen Speisen passt dieser Wein wirklich vortrefflich?

Joachim Heger: Die Rebsorte Scheurebe ist die deutsche Antwort auf den international renommierten Sauvignon Blanc. Trocken ausgebaut ist die Scheurebe eine spannende Kombination mit Meeresfrüchten, gerne auch asiatisch angehaucht, und im Bereich der edelsüßen Weine ist die Scheurebe ein hervorragender Begleiter für intensive Käseorten oder natürlich für fruchtige Desserts insbesondere mit Beerenfrüchten.


Helga König: Würden Sie Ihren 2010er Spätburgunder Rosé als idealen Sommerwein bezeichnen und wenn ja, weshalb?

Joachim Heger: Rosé ist in der Tat ein ausgezeichneter Sommerwein. Er lässt sich ausgezeichnet mit leichter Küche und Fischgerichten kombinieren, ist aber auch in geselliger Runde sowie beim Grillen ein angenehmer Partner. Der moderate Alkoholgehalt gerade des Jahrgangs 2010 und die erfrischende Säurestruktur animieren an lauen Sommerabenden dazu, mehr als nur ein Glas zu trinken.

Helga König:  Auf welche Auszeichnungen sind Sie besonders stolz?

Joachim Heger: Die konstante Nachfrage durch unsere Kunden sehen wir als größte Auszeichnung. Genuss zu ermöglichen und Freude am Leben zu vermitteln, zählen zu den größten Belohnungen, die es für uns Winzer geben kann.

Lieber Herr Heger, ich danke Ihnen für das aufschlußreiche Gespräch.

Ihre Helga König

Weingut Dr. Heger in Ihringen














http://www.heger-weine.de/

Fotos: Roland Krieg

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