Liebe Jacqueline Bakir Brader, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Die Mutmacherin" auf "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.
Hier der Link zur Rezension: http://helga-koenig-ratgeber.blogspot.de/2015/07/rezension-die-mutmacherin-jacqueline.html
Helga König: Was ist der Motor für Ihren unbändigen Willen, Probleme aller Art erfolgreich zu bewältigen?
Jacqueline Bakir Brader |
Helga König: Haben Sie sich einst als Gymnasiastin mit der Frauenbewegung hierzulande befasst und falls ja, hat diese Sie inspiriert, sich vom anatolischen Frauenbild zu emanzipieren?
Jacqueline Bakir Brader: Ja, das hat sie und mich darin bestätigt, meinen eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Dabei war es mir immer wichtig meine Wurzeln nie zu verleugnen, sich aber kritisch mit dem anatolischen Frauenbild auseinanderzusetzen.
Helga König |
Helga König: Wie war es möglich, dass Sie ihrem Vater die körperlichen Züchtigungen von einst verzeihen konnten und den Kontakt zu ihm wieder aufnahmen?
Jacqueline Bakir Brader: Die Liebe zu meiner Mutter und meinen Geschwistern, haben mir dabei sehr geholfen. Je mehr ich versuchte die Handlungen meines Vaters zu verstehen, stellte ich auch fest, dass er von seinen Eltern nichts anderes gelernt hatte. Es kam irgendwann die Zeit des Verzeihens. Sie war für uns beide wichtig, damit wir miteinander den inneren Frieden finden konnten.
Helga König: Ist es für Ihre Kinder nachvollziehbar, welch schwierige Jugend Sie hatten, sprechen Sie mit Ihren Töchtern über Ihre Kindheit und Jugend?
Jacqueline Bakir Brader: Ja, in unserer Familie wird sehr viel gesprochen, diskutiert. Unter anderem natürlich auch, wie es mir in meiner Kindheit und Jugendzeit ergangen ist. Dadurch stellen meine Kinder immer wieder fest, wie gut es ihnen geht und in welcher Freiheit sie aufwachsen dürfen. Dass es keine Selbstverständlichkeit ist, ein selbstbestimmtes Leben führen zu dürfen. Probleme und auftretende Meinungsverschiedenheiten werden bei uns erörtert und gemeinsam gelöst. Jede Form von Gewalt wird in unserem Hause nicht geduldet.
Helga König: Hätten Sie sich vorstellen können, einen konservativen Türken zu heiraten?
Jacqueline Bakir Brader: Das beantworte ich mit einem Wort: Niemals!
Helga König: Sie sind beruflich äußerst erfolgreich. Gibt es Menschen, denen Sie auf ihrem beruflichen Weg viel zu verdanken haben?
Jacqueline Bakir Brader |
Helga König |
Helga König: War es schwierig für Sie, in der Gesellschaftsschicht, in der Sie sich heute bewegen, Akzeptanz zu finden?
Jacqueline Bakir Brader: Ja, als Ausländerin in der Immobilienbranche zu arbeiten, war schon schwierig. Aber dann auch noch als Frau…- das hat sehr lange gedauert, bis man sich Akzeptanz erarbeitet hat. Doch gerade ein solches Auftreten dieser sogenannten "Gesellschaftsschicht" gegenüber meiner Person, trieben mich immer wieder an und brachten mich dahin, wo ich heute stehe.
Helga König: Welche Lernprozesse, unabhängig von den schulischen, haben Sie zu der Frau gemacht, die Sie heute sind?
Jacqueline Bakir Brader: Oh, da gibt es so viele. Das würde den Rahmen des Interview sprengen. Da verweise ich gerne auf mein Buch. Kurz angerissen waren es sicherlich folgende Punkte: Die berufliche Selbstständigkeit, mein Optimismus, die Nächstenliebe und der alles überragende Punkt- Mutter von drei Mädchen zu sein. Mein allerschönstes Geschenk und auch der größte Lernprozess.
Helga König: Hindert das "Kopftuch" junge Türkinnen daran, sich vollständig zu integrieren?
Jacqueline Bakir Brader: Es hindert nicht, aber es erschwert sicherlich den Integrations-Prozess.
Helga König: Können Sie unseren Lesern ein wenig über das Robert-Koch-Haus und ihr Engagement diesbezüglich mitteilen?
Jacqueline Bakir Brader |
Helga König: Ihr Buch enthält neben dem packend zu lesenden Text sehr schöne Fotos. Was hat es mit diesen auf sich?
Jacqueline Bakir Brader: Die Bilder wurden von der Fotografin Mandy Vollmer gemacht. Es sind Fotos aus der Region, in der ich lebe. Mir war es wichtig, von den üblichen Familienbildern abzusehen und stattdessen typisch norddeutsche Landschaften zu zeigen. Ich denke, sie passen wunderbar in das Buch um die Kapitel sacken zu lassen, bevor der Leser sich dem nächsten Abschnitt widmet.
Liebe Jacqueline Bakir Brader, ich danke Ihnen für das erhellende Interview.
Ihre Helga König
Fotos aus dem Bestand von:Jacqueline Bakir Brader,Fotograf unbekannt
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