Lieber Herr Prof. Dr. Schmid, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Gelassenheit: Was wir gewinnen, wenn wir älter werden" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.
Helga König: Wo liegen nach Ihren Beobachtungen bei Männern und Frauen jeweils die Schwerpunkte der Ängste vor dem Älterwerden?
Prof. Dr. Wilhelm Schmid Foto: Susanne Schleyer |
Prof. Dr. Wilhelm Schmid: Vielleicht haben Frauen mehr Angst davor, an Attraktivität zu verlieren. Aber Männer wollen ja auch nicht von ihren Haaren lassen.
Helga König: Wer bestimmt die Wertigkeit betagter und weniger betagter Menschen?
Prof. Dr. Wilhelm Schmid: Wertigkeit? Jeder Mensch hat hohen Wert. In Altenheimen wird das nicht immer beachtet, darauf müssen wir als Gesellschaft sehr aufmerksam sein.
Helga König: Ist es notwendig, sich überhaupt mit dem Älterwerden zu befassen oder genügt es nicht einfach, Tag um Tag zu leben und seinen Aufgaben nachzukommen?
Prof. Dr. Wilhelm Schmid: Das entscheidet jede und jeder selbst. Wer nur für den Tag leben kann, soll das tun.
Helga König: Was ist daran für viele so erschreckend, dass das Leben endlich ist, gewöhnt man sich nicht von Kindesbeinen an diese Tatsache?
Prof. Dr. Wilhelm Schmid: Für Kinder ist das meistens so fern wie der Mond von der Erde. Im Erwachsenenalter scheint das dann langsam näherzurücken. Ab etwa 60 steht das Faktum deutlicher als zuvor vor Augen. Moderne Menschen haben offenbar große Schwierigkeit damit, da sie glauben, dass über die Endlichkeit hinaus nichts ist.
Helga König: Müssen wir uns ab dem 50. oder 60. Lebensjahr wirklich die Frage stellen, wie viel Zeit uns für bestimmte Zukunftspläne noch bleibt?
Prof. Dr. Wilhelm Schmid: Niemand muss müssen. Aber wir können. Das hat den Vorteil, rechtzeitig Dinge anzugehen, die uns wichtig sind.
Helga König: Wenn Gelassenheit sich als angstmindernd erweist, wie lässt sich diese am sinnvollsten einüben?
Prof. Dr. Wilhelm Schmid: Mit den 10 Schritten, die ich in meinem Buch “Gelassenheit” vorschlage. Die Berührungen und Beziehungen nicht vergessen, die gelassen machen!
Helga König: Sie sagen, dass im Alter die existentielle Einsamkeit, melancholisch mache. Was heißt das konkret?
Prof. Dr. Wilhelm Schmid: Erst beim Älterwerden bemerken Menschen, dass langsam aber sicher die vertrauten Anderen weniger werden. Und auch ich bin traurig darüber, irgendwann meine Liebsten verlassen zu müssen.
Lieber Herr Prof. Dr. Schmid, ich danke Ihnen für das erhellende Interview.
Ihre Helga König
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