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Helga König im Gespräch mit Iris Caren Herzogin von Württemberg:

Liebe Iris Caren von Württemberg Anfang Januar 2014 hatte ich Gelegenheit  auf der Vernissage "La Fenice" -Abstrakte Photographie- Iris Caren Herzogin von Württemberg in der Galerie Tristan Lorenz/ Frankfurt zugegen zu sein und habe auf  "Buch, Kultur und Lifestyle" darüber informiert. Heute nun möchte ich einige Fragen an Sie richten:

Helga König: Können Sie unseren Lesern berichten, wann Ihnen klar wurde, dass Ihre Berufung im künstlerischen Schaffen liegt?

Iris Caren Herzogin von Württemberg
Foto: Helga König 
Iris Caren von Württemberg: Das wurde mir schon als Kind klar. In meinem Elternhaus gingen Künstler, Musiker und Schriftsteller ein und aus, das hat mich früh neugierig gemacht und ich fing selbst an zu malen, musizieren und zu schreiben. Ich sah darin einen Weg um Gefühle und meine Vorstellung vom Sein auszudrücken und erbaute mir damit eine Brücke zu anderen Menschen. Mir wurde dann auch bald klar, dass ich mit meiner Kunst einen Beitrag zu unserer Gesellschaft leisten kann, zumindest im kulturellen Bereich. Ganz früh wollte ich schon wissen, warum ich auf dieser Erde überhaupt bin und mit welchen Aufgaben. Eine davon ist das künstlerische Schaffen, es ist Berufung und Leidenschaft zugleich.

Helga König: Gibt es in Ihrer Familie Vorbilder für diesen Weg?

Iris Caren von Württemberg: Ganz sicher. Meine Eltern waren selbst sehr kreativ, meine Mutter malte und spielte Klavier, mein Vater schrieb bis in die Nacht Gedichte und Prosatexte, neben seinem Zahnarztberuf. Er hat einige Bücher veröffentlicht (unter Herbert Metzger, zuletzt CH. Möllmann Verlag), einen Preiswettbewerb gewonnen und ist Mitglied im Schriftsteller-Ärzte Verband. Wir hatten schon einige Lesungen zusammen gemacht und ich liefere seinen Verlegern die Bilder für die Umschlagsgestaltungen seiner Bücher. Meine Eltern haben meinen künstlerischen Weg immer sehr unterstützt, bis heute. Am 22.1. wurde mein Vater übrigens 90 Jahre alt.

Helga König: Wie definieren Sie Kunst?

 Wings I, 2013, Alu Diabond, lim. Aufl. (3), 120x 80cm
Iris Caren von Württemberg: Von Kunst kann man sprechen, wenn es ein schöpferischer Mensch schafft, andere Menschen mit seiner Arbeit zu berühren, oder sie zum Nachdenken anzuregen. Kunst ist für mich ein Schöpfungsprozess, der auch Dinge im Leben aufzeigen sollte, die in Zwischenreichen liegen, im Unsichtbaren, im Unaussprechlichen. Eine Brücke auch in "andere Welten". Ohne Kunst wäre unsere Welt arm und trist.

Helga König: Sie sind ja nicht nur Malerin und Fotokünstlerin, sondern schreiben auch Gedichte. Von welchem Lyriker wurden Sie am meisten inspiriert und was macht die Affinität zu besagtem Lyriker aus?

Iris Caren von Württemberg: Von Paul Celan. Seine Sprache und Hermetik hat mich schon als 16- Jährige sehr bewegt. Ich fühlte mich ihm sofort verbunden. Das ging so weit, dass ich als Studentin Rose Ausländer besuchte, die ihn gekannt hatte und die ich auch sehr schätzte. Und im letzten Jahr habe ich für einen Radiosender anlässlich einer Gedenksendung zur Bücherverbrennung die "Todesfuge" von Paul Celan vorgelesen. Das hat mich immer noch stark beeindruckt. Im Unterschied zu Paul Celan, den meines Erachtens heute kaum ein Lyriker erreichen kann, sind meine Gedichte weniger von Melancholie geprägt. Eine Affinität zu ihm sehe ich vor allem in der bildhaften Sprache, in Verschlüsselungen, die sich zwischen den Zeilen abspielen.

Helga König: Sie haben u.a. Kunstgeschichte studiert. Welche Epoche spricht sie am meisten an und fließen Stilelemente oder Farben dieser Epoche in irgendeiner Form in Ihr künstlerisches Schaffen ein?

Iris Caren Herzogin von Württemberg: Der Aufbruch in die Abstraktion Anfang des letzten Jahrhunderts ist für mich bedeutsam, insbesondere Wassily Kandinsky, Franz Marc und Paul Klee, die das Geistige in der Kunst offenbarten - als Maler und auch Kunstschriftsteller. Ihre Formen- und Farbsprache habe ich eingehend studiert, über Kandinskys Schüler Fritz Winter schrieb ich meine Magisterarbeit, weil ich mich ihm verwandt fühlte. Aber auch der abstrakte Expressionismus eines Jackson Pollock und Informelle Künstler wie Hans Hartung, K.O.Götz waren für die Entwicklung meiner eigenen, mehr von organischen Formen geprägten Handschrift wegweisend. Götz durfte ich vor ein paar Jahren in Stuttgart persönlich kennenlernen. Und mit Albert Fürst, der zu den ersten Informellen gehört, konnte ich eine gemeinsame Ausstellung in der Kommunalen Galerie Schlangenbad in Bad Schlangenbad realisieren, nachdem wir, beide Künstler der Stuttgarter Galerie Dorn, in unseren Bildern eine starke Wesensverwandtschaft erkannten.

Helga König: Welche Rolle spielt Farbe in Ihrer Kunst?

Iris Caren Herzogin von Württemberg: Eine sehr wichtige. Mit Farben verbinde ich Lebensfreude, sie geben einem Bild Seele. So wie Formen einem Bild Kraft geben. Und es ist die Kunst, sie so einzusetzen, dass sie ein Bild nicht plakativ oder kitschig werden lassen. Mit ihnen kann man Tiefe oder Transparenz erreichen. Wenn ihre Leuchtkraft im Betrachter etwas bewegen kann, dann sind sie richtig eingesetzt worden. Und dabei ist es nicht wichtig, wieviele Farben ein Bild hat. Man kann starke und sanfte Emotionen damit sichtbar machen, ähnlich wie  die Musik sie hörbar macht durch forte und piano. Farbe ist für mich Klang. Ist Seelenausdruck - Seelenabdruck. - Triste, gedeckte Farben entsprechen weniger meinem Naturell.

Helga König: Können Worte nach Ihrer Meinung in Farbe und Form umgesetzt werden; Gibt es insofern lyrische Malerei oder entsprechende Fotografien?

Wings IV, art-photo, 013, sign, lim.Aufl..3 Agrylglas auf
Alu-Diabond, 105x 75 cm
Iris Caren Herzogin von Württemberg: Ich denke schon. Worte kann man durch Gebärden ausdrücken - denken Sie nur an Tanz oder Eurythmie - also in einer Körper- und Seelensprache, die Formen folgt. Jene kann man ins Bild bringen und je nach Farbigkeit einen emotionalen Wert geben. Gerade das, was durch Worte vermittelt werden soll, ist malerisch gut darstellbar, sowohl in der Figuration als auch in der Abstraktion. Und das Wort muss dabei nicht lesbar sein, wie etwa in der konkreten Poesie. - Eine lyrische Malerei verbirgt eher die Worte, oder haucht sie nur. Bei der Fotografie würde ich nur die abstrakte Fotografie als lyrische Malerei bezeichnen. Sie schafft es von einer anderen Bilderwelt zu erzählen, jene abzulichten und uns etwas auf eher hermetische Weise mitzuteilen.

Helga König: Auf Ihrer Website habe ich einen Clip entdeckt. Er zeigt Ihre Performance "Metamorphose". Können Sie darüber Näheres berichten?

Iris Caren Herzogin von Württemberg: Mit meinen Performances versuche ich eine Verbindung zwischen Lyrik, Kunst und auch Musik herzustellen, ein Interagieren. Bei dieser Performance "Metamorphose" geht es darum den Verwandlungsprozess, dem alles im Leben unterliegt, nachzuvollziehen durch subtile Gesten und Worte. Ich habe dafür Gedichte auf transparente Papierfahnen oder Karten geschrieben, mit Formenzeichen gestaltet und sie in Objekte aus Rinden oder Karton integriert. Wenn ich sie dann dort rausnehme und vortrage, findet schon eine Verwandlung statt, sichtbar am Kunst-Objekt und an meinen Vortragsgesten. Beim Zurücklegen werden sie bewußt anders im oder am Objekt plaziert, so dass dieses dadurch verändert wurde. Somit unterliegt alles einem kreativen Prozess und ist im ständigen Fliessen.
Meistens werden meine Performances von Musik ergänzt. Dann improvisiert mein international renommierter musikalischer Partner, der italienisch-deutsche Jazzgitarrist Lorenzo Petrocca, nach Absprachen direkt in meinen Vortrag, in meine Aktion und füllt auch die Pausen mit eigenen Kompositionen. Wir waren damit schon seit Studienzeiten in vielen Kulturzentren und Galerien.

Helga König: Neugierig gemacht hat mich auch ein Bild aus der Serie "Philosophie der Liebe".  Wie drückt sich diese Philosophie in Farbe und Form aus und wie definiert sich diese Philosophie?

Iris Caren Herzogin von Württemberg: Liebe hat viele Farben und Formen. Sie für diese 12-teilige Serie in Lyrik und Malerei umzusetzen war für mich eine Herausforderung. Erstmals präsentieren konnte ich sie damals in der Galerie Willy Asperger in Maulbronn und durch Ankäufe der Kunstsammlung der Sparkasse Pforzheim/Calw kann man Teile von ihr in der Filiale in Mühlacker sehen.

Es ging mir darum, meine Liebesgedichte, auch über platonische Liebe oder die Liebe zum Kind, durch entsprechende Formen und Farben zu vertiefen. Ich entwickelte dafür mit Hilfe meines Rahmenmachers  Bildobjektglaskästen. In diese befestigte ich die Zeichnungen und schrieb die Gedichte spiegelverkehrt auf die Glasscheiben, die dann mit einem großen Abstand zum Bild montiert wurden. So scheint es nun als ob das Gedicht über dem Bild schweben würde und zudem wirft die Schrift je nach Lichtverhältnisse Schatten auf einen Teil des Bildes. Dadurch habe ich eine Mehrdimensionalität erreicht, die genau das ausdrückt, was für mich Liebe bedeutet.

Der Titel Philosophie der Liebe spielt auf diese Unermesslichkeit der Liebe an, auf die Liebe als Energiekraft, als das Positive, Schützende, das um Menschen eine Art goldenes Band legt. Liebe hat für mich auch mit Verzeihen können zu tun, mit Mitgefühl und Schutz, was besonders in der Liebe zum Kind lebt. Und Liebe ist eine große spirituelle, vor allem christliche Kraft, die alles tragen kann.

Helga König: In Frankfurt/Main in der Galerie Tristan Lorenz werden derzeit abstrakte Fotografien von Ihnen gezeigt. Können Sie zur Ausstellung und Ihren Werken dort unseren Lesern ein wenig berichten?

Iris Caren Herzogin von Württemberg: In dieser Einzelshow zeige ich erstmals meine abstrakten Fotografien, die ich 2013 aufnahm und als kleine Editionen drucken ließ. Ich wagte den Schritt, weil ich mich schon von jung auf mit Fotografie befasse und neben meiner anderen Kunst stets nach einem fotografischen Stil suchte, der meiner malerischen, gestisch-abstrakten Handschrift entspricht. Erste abstrakte Fotoarbeiten enstanden schon vor vielen Jahren. Ich arbeite mittlerweile mit einer digitalen Spiegelreflexkamera, die ich manuell einstelle. Aber: Ich male mit der Kamera. Wie die Bilder dann entstehen, das kann ich gar nicht alles sagen und will es auch nicht im Einzelnen verraten. In jedem Fall ist es ein sehr schöpferischer Prozess, ohne Nachbearbeitung im Photoshop; das wäre mir zu leicht und es würde das, was ich zeigen will, verfremden. Farben sind mir auch hier sehr wichtig, ebenso subtile, eher kosmische Formen, Bewegung, Klang und Transparenz. Darum sind viele Fotos von Unschärfen geprägt - so wie das Leben, in dem man zu einer Klarheit eigentlich erst kommen muss.

Helga König: Welche Bedeutung hat die Oper von Venedig in Ihrem Leben?

La Fenice III, Fotoprint auf Alu Diabond,
90 x 60 cm
Iris Caren Herzogin von Württemberg: Ihre Geschichte fasziniert mich. Ein wunderschönes Opernhaus in einer der schönsten Städte der Welt, das mehrere Male dem Brand zum Opfer fiel und immer wieder in nahezu gleicher Schönheit aufgebaut wurde. Die passende Namensgebung "La Fenice", also Phönix, habe ich eine meiner Photoserien gegeben, die sich auf die Symbolik des Feuer-, oder Sonnenvogels bezieht. Indirekt ist sicher ein Bezug da zu dieser Geschichte, denn ich bin mir sicher, dass das Kunstschaffen viel mit Inspiration zu tun hat. -Vielleicht kommt ja eines Tages jemand und will gerade diese Serie im Opernhaus La Fenice ausstellen, es wäre mir eine Ehre.

Liebe Iris Caren von Württemberg herzlichen Dank für das sehr aufschlussreiche Interview

Helga König


Link zur Website von Iris Caren von Württemberg: http://www.icvw.de/
Link zur Galerie Tristan Lorenz: http://www.tristanlorenz.com./


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