Dieses Blog durchsuchen

Helga König im Gespräch mit Dr. Hans- Peter Hermann über seine Herrenrunde.

Lieber Herr Dr. Hermann, Sie sind Initiator einer bemerkenswerten Veranstaltung, die ich als "Herrenabend" deute, nachdem ich  mittels einer CD einen Einblick in diese von Kerzen festlich beleuchtete Tafelrunde gewinnen konnte. Zu  besagter Veranstaltung möchte ich Sie heute im Rahmen eines Interviews näher befragen. 

Helga König: Können Sie den Lesern und Leserinnen auf "Buch, Kultur und Lifestyle"  erläutern, was man generell unter dem Begriff „Herrenabend“ zu verstehen hat? 

 Dr.  Hans- Peter  Hermann
Dr. Hans- Peter Hermann: "Herrenabend" trifft nicht den Kern meiner Intention, denn es fanden insbesondere Lunchtermine statt. Der Begriff Herrenabend hat für mich außerdem etwas Frivoles, deshalb nenne ich meine Veranstaltungen Herrenrunden, die damals sehr erfolgreich als Unternehmertreff im kleinen Kreis durchgeführt wurden. 

Die erste Einladung dieser Art war der 17. März 1983. Der Anspruch galt dem Kulinarischen. Natürlich durfte Bacchus auch nicht fehlen. Als Gastgeber schlüpfte ich in mehrere Rollen. Ich kochte und bediente, ich moderierte und fokussierte, denn jeder neue Gast hatte das Vergnügen sieben Minuten Redezeit in Anspruch nehmen zu dürfen. Je nach Akzentuierung konnten hierbei "schwerelos" Netzwerke geknüpft werden, die in geschäftliche Beziehungen einer Art Reziprozität gleichkamen. 

Wenn sich dann noch die Gäste beim Abschied um die Arme fielen, dann konnte ich zufrieden sein. Natürlich war die vorausgegangene Selektion der Gäste Maßstab für den späteren Erfolg. Im Rückblick ist dies tatsächlich eine Erfolgsstory, denn in 30 Jahren wurden 70 Herrenrunden durchgeführt. Und diese 100 galt es nun im Brückenkeller zu feiern. 

Helga König: Sie haben für Ihre Herrenrunde, die  ich auf der CD  sah, den "Brückenkeller" in Frankfurt als Ort der „Tagung“ gewählt. Können Sie den ortsfremden Lesern Näheres zum „Brückenkeller“ berichten? 

Dr.  Hans- Peter Hermann: Der Brückenkeller mit seinen mehr als 500 Jahren alten Gewölben bietet ein einmaliges Ambiente und man muss schon sehr weit fahren, um ein solches Kleinod wieder zu finden. Hinzu kommt die Begeisterungsfähigkeit des Inhabers (Michael Wehle) mit Qualitätsprodukten zu kochen und dazu passende Weine zu kredenzen.  Mit Freude kann die Speisekarte x-mal geändert werden, wichtig ist "es passt. 

Helga König: Welche Idee stand im Vordergrund als Sie vor vielen Jahren die erste Herrenrunde ausgerichtet haben? 

Dr. Hans- Peter Hermann: Im Vordergrund stand natürlich das Business. Später war es mehr die kulinarische Seite, die das Business nachhaltig anzog. Eine Weinprobe mit 21 Durchgängen, auch mit einem Chateau d`Yquem blieb länger im Gedächtnis haften als ein Vortrag über die Bankenkrise. Die meisten Veranstaltungen fanden bei mir zu Hause statt. Die größeren Ereignisse bis zu 100 Personen in den Hotels und Restaurants. 

Helga König: Wie häufig im Jahr findet eine Herrenrunde statt und ist es stets die gleiche Tafelrunde, die gemeinsam speist, trinkt und sich dort an schöner, klassischer Musik erfreut? 

Dr. Hans- Peter Hermann: Es gibt kein jour fix, keine Vorgabe, wann eine Herrenrunde steigen  soll. Die Tafelrunde hielt es bisher immer so, dass 50% die Stammbesetzung bildeten und die gleiche Anzahl Newcomer hinzu geladen wurden. 

Helga König: Wie darf man sich die Gespräche bei Tisch vorstellen? Gibt es ein gemeinsames Thema, zu dem jeder etwas Eloquentes beitragen sollte? 

Dr. Hans- Peter Hermann:  Die Gespräche bei Tisch sind individuell und reichen von der Religion, der Wirtschaft bis zur Bildung als Zukunftspotential, aber auch der Kunst wird entsprechend Rechnung getragen. Lediglich nach den Kurzreferaten ist eine gemeinsame Diskussion, die auch sehr heftig sein kann, an der Tagesordnung. Oft bilden sich zwei Lager heraus, die äußerst anregend ihre Standpunkte vertreten. Das Diskussionsende wird dann mit Servieren des nächsten Menüganges oder aber auch durch ein versöhnliches Schlusswort eines “elder Statesman”, sofern anwesend, erreicht. Schmunzelnd wird dann resümiert: “Hier wird große Politik gemacht, nur keiner hört zu”. 

Die von Ihnen erwähnte klassische Musik ist nur als Hintergrundsound zu hören und hat keine Tagesordnungsqualität. Jedoch habe ich für die Veranstaltung “100” im Brückenkeller ein Mix aus Vortrag und Unterhaltung gewählt, indem ich die Musik – Violine und Klavier – von Künstlerinnen und Künstlern der Weltklasse jeweils nach jedem Gang vortragen ließ. Der hochinteressante Vortrag “Kinderstimme, Counter Tenor und Kastrat” hat nicht nur die Opernfreunde erfreut, sondern aufgrund der Aktualität des Zeitgeschehens wohl auch die nicht so Opernphile. In der gleichen Zeit fand – wie bekannt – die Papstwahl in der Sixtinischen Kapelle statt, der Ort, an dem die Kastraten ihre Gesangeskunst dem obersten Kirchen- zirkel feil boten und die damit einhergehende Grausamkeit kaschierten. 

Helga König: Wie schauen die Synergieeffekte aus, die als Folge dieser Herrenrunden entstehen? 

Dr. Hans- Peter Hermann: Während in den zurückliegenden Jahren die zu erzielenden Synergieeffekte für mich im Vordergrund standen, bin ich heute nur als Katalysator für gute Geschäftsbeziehungen meiner Gäste untereinander tätig. Ich widme mich mehr der Muse und bin bestrebt, meine Restlaufzeit zu optimieren. Natürlich stets zum Wohle meiner Gäste, die nur ich auswähle und einlade. 

Helga König: Gibt es Geschäftsbeziehungen, die in der Herrenrunde ihren Anfang genommen haben? 

Dr.  Hans- Peter Hermann:  Oh ja da gibt es einige Anknüpfungspunkte für künftige Geschäftsbeziehungen. Selbst ein TV Sender konnte in seinen Konturen aufgrund der Gespräche verfeinert werden. Es war für mich eine große Überraschung, welche Querverbindungen an diesem Abend strukturiert wurden. 

Helga König: Wie reagieren die Ehefrauen auf die Ausgrenzung von den Veranstaltungen, speziell wenn es sich bei den Angetrauten um weibliche Personen handelt, die selbst im gehobenen Business tätig sind? 

Dr. Hans- Peter Hermann:  Die Ehefrauen bekamen mit drei großen Veranstaltungen zwischen 30 und 100 Gästen im Hotel eine kleine Kompensation für ihre großzügige Zurückhaltung. 

Helga König: Unternehmen die Männer, die sich zu den Herrenrunden zusammenfinden unter Umständen auch gemeinsame Exkursionen und falls ja wohin? 

Dr. Hans- Peter Hermann: Gemeinsame Exkursionen fanden bisher nicht statt. Aber es ist geplant, zur Trüffelernte ins Piemont zu fahren, wo einer unserer Gäste noch die Wurzeln seiner Herkunft zu pflegen gedenkt. Ein weiterer Ansatz sind die “Wein Talk” Veranstaltungen in den nahe gelegenen Restaurants mit hohem Niveau. Ein oder mehrere Winzer bekommen die Gelegenheit ihre Kreszenzen vorzustellen, wonach die Weine in der Tat “besprochen” werden.

Lieber Herr Dr. Hermann, ich danke Ihnen für das interessante Gespräch.

Ihre Helga König

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen