Lieber Herr Dr. Worm, dieser Tage habe ich Ihr Buch "MENSCHENSTOPFLEBER" rezensiert. Heute möchte ich einige Fragen dazu an Sie richten.
Helga König: Den Begriff „Stopfleber“ habe ich bislang mit Gänsen und Enten aber auch mit Tierschutz verbunden. Wie kann es sein, dass hierzulande ein Verbot besteht, Geflügel zu „nudeln“, während Eltern ungehindert mittels Pasta und Pizza etc. ihren Kindern eine verfette Leber angedeihen lassen können?
Dr. Nicolai Worm |
Dr. Nicolai Worm: Das ist in der Tat eine gute Frage. Die heute gültigen Ernährungsempfehlungen stammen eigentlich aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts. Die Menschen konnten sich nicht viel leisten und mussten hart arbeiten. Für intensive Muskelaktivität sind Kohlenhydrate die beste und billigste Energiequelle. So kam es, dass man den Menschen empfahl Getreideprodukte und Kartoffeln als Basisernährung zu konsumieren. Damals war das nicht problematisch, weil die Kohlenhydrate in den Muskeln verheizt wurden. Heute bewegen sich die Menschen kaum mehr und essen überreichlich. Die Folge ist eine Kohlenhydrat-Stoffwechselstörung (Insulinresistenz). Dann werden die vielen Nudeln und Brötchen nicht mehr adäquat gespeichert und verbrannt werden sie auch kaum mehr. Somit sucht sich der Körper einen anderen Speicherplatz und ist eine andere Speicherform: Kohlenhydrate werden in Fett umgewandelt und nicht nur im Fettgewebe, sondern auch in unseren inneren Organen, allen voran die Leber, eingelagert. Man nennt das „ektopes Fett“.
Helga König: Sie haben für Ihr Werk eine Fülle von Büchern gelesen, darunter zahlreiche in englischer Sprache. Ist man in den USA schon länger dabei, das Phänomen „Menschenstopfleber“ zu untersuchen und falls ja, weshalb?
Dr. Nicolai Worm: In den USA und England ist das Übergewichts- und Bewegungsmangelproblem noch größer als bei uns. Folglich leidet ein noch größerer Anteil der Bevölkerung an der Fettlebererkrankung. So ist auch höherer Forschungsdruck zu verstehen.
Helga König: Neigen Männer eher dazu, eine Fettleber zu bekommen als Frauen und muss man sich die Leberverfettung als schleichenden Prozess vorstellen?
Dr. Nicolai Worm: Frauen haben genetisch bedingt die Anlage, überschüssige Kalorien als Fett in „birnenform“ unter der Haut zu lagern. Das ist gesundes Speicherfett. Männern speichern Fett sehr häufig genetisch bedingt am und im Bauch. Aber wenn Frauen viel Rauchen und Stress haben und sich wenig bewegen und überkalorisch leben, entwickeln sie auch Bauchfett und Fettleber.
Helga König: Sobald Fettzellen sich immer intensiver ausdehnen, entsteht akuter Sauerstoffmangel, schreiben Sie. Wie darf man sich die Entzündungen des Fettgewebes in der Folge vorstellen, sind Sie mit Schmerzen verbunden und eine Art Hilferuf des Körpers?
Dr. Nicolai Worm: Man spürt davon nichts! Das ist ja das Problem! Man kann nur im Blut mit speziellen Untersuchungen die Entzündungsmarker aufspüren. Beim Routine-Blutbild sind die nicht inbegriffen. Und so werden viele Menschen erst kurz auf die Problematik aufmerksam, wenn der Diabetes bereits da ist.
Helga König: Ist Diabetes II zwingend die Folge der Fettleber?
Dr. Nicolai Worm: Eine fette Leber sorgt für einen hohen Nüchtern-Blutzuckerspiegel. Solange die Bauchspeicheldrüse aber noch genügend Insulin produziert, wird man nicht zum Diabetiker. Erst wenn die Bauchspeicheldrüse auch verfettet ist und ihre Beta-Zellen ihre Funktion langsam einstellen, kommt es auch nach dem Essen zu hohen Blutzuckerspiegeln. Und so rutscht man langsam in den Diabetes.
Helga König: Wie kann es dazu kommen, dass ein schlanker Mensch eine Fettleber hat, vor allem woran merkt er dies, schon bevor ein Arzt die Diagnose stellt?
Dr. Nicolai Worm: Wenn das Fettgewebe unter der Haut seine Speicherfunktion verliert, sucht sich das Fett andere Speicherplätze. Dann wird Fett auch in Organen gespeichert, die für die Fettspeicherung gar nicht vorgesehen und ausgerüstet sind. Dort kommt es mit der Zeit zu Funktionsstörungen. Man merkt das nur an verschiedenen Messwerten – den Risikofaktoren: erhöhter Blutdruck, erhöhte Triglyceride, niedriges HDL-Cholesterin, erhöhter Nüchtern-Blutzucker und vielleicht auch schon einen größeren Bauchumfang.
Helga König: Worin unterscheidet sich die nichtalkoholische Fettleber von der Fettleber eines Alkoholikers?
Dr. Nicolai Worm: Der Unterschied ergibt sich vor allem dadurch, dass bei der NAFLD der übermäßige Alkoholkonsum als Ursache ausgeschlossen wird. Pathophysiologisch sind dann wenig Unterschiede zu sehen.
Helga König: Zwischen einer Fettleber und unterschiedlichen Krankheiten scheint es ja offenbar viele erschreckende Zusammenhänge zu geben. Könnte man die Volksgesundheit verbessern, wenn man materielle Anreize schafft, indem Personen, die sich von überflüssigem Fett in der Leber befreien, einen geringeren Krankenkassenbeitrag leisten müssen oder ist der gesunde Mensch bei den meisten Medizinern und der Pharmaindustrie eher unerwünscht?
Dr. Nicolai Worm: Mit Sicherheit! Seit dem erkannt wurde, dass die Fettleber ursächlich in die Entwicklung von Diabetes und Herz-Gefäßerkrankungen eingreift, sollte man die Leute frühzeitig auf Fettleber untersuchen und durch eine Lebensstiländerung und Ernährungsumstellung vor dem Schlimmsten bewahren. Man kann in einigen Wochen mit einem passenden Ernährungskonzept Leber und Bauchspeicheldrüse entfetten. Ich habe so ein Konzept vorgestellt und nenne es „Leberfasten“.
Helga König: Wieso kann Leberverfettung zu einem Nierenschaden führen?
Dr. Nicolai Worm: Wenn die Speicherkapazität des Fettgewebes überschritten ist, „läuft“ das überschüssige Fett „über“ und gelangt auf diese Weise auch in die Niere, wo es zu Entzündungen und Funktionsstörungen führt.
Helga König: Kann mittels Ihrer Ernährungstherapie eine Fettleber vollständig gesunden und was kann man tun, damit man sich nie wieder mit einer Stopfleber herumplagen muss?
Dr. Nicolai Worm: Ja, mit meinem „Leberfasten nach Dr. Worm“ kann man wieder gesund werden. Insbesondere wenn Diabetiker frühzeitig nach Ihrer Erstdiagnose dies umsetzen, kann man sie von ihrem Diabetes befreien. Sehr viele Diabetiker, die sich darauf einlassen, benötigen nach einigen Wochen keine oder sehr viel weniger Medikamente oder Insulin. Das ist nicht nur angenehm, es spart auch immense Gesundheitskosten. Ich hoffe, dass die Krankenkassen sich bald einmal mit dem Thema befassen.
Lieber Herr Dr. Worm, ich danke Ihnen herzlich für dieses aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König
Kostenfreies Foto aus dem Bestand von Dr. Worm. Der Autor ist mir nicht bekannt.
Hier der Link zum Patienten-Forum: "Leberfasten" http://forum.logi-methode.de/index.php?page=Board&boardID=42
Kostenfreies Foto aus dem Bestand von Dr. Worm. Der Autor ist mir nicht bekannt.
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Habe zwei Wochen Leberfasten nach Dr. Worm hinter mir. Ich bin begeistert. Meine Werte sind viel besser geworden und ich fühle mich super. Meine vorher total verfettete Leber ist jetzt wieder fit. Toll
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